Romain Finke

Gitter – 1995-1997

(...) Das Auftragen der Farbbahnen kann sowohl mit großer Exaktheit geschehen, er kann aber auch Nachlässigkeit walten lassen, er kann die Farbe auch einmal fließen lassen. Finke ist innerlich frei genug und gleichzeitig beherrscht genug, Präzision wie es die konkrete Kunst der konstruktiven Richtung erfordert zu erbringen, wie er auch offen ist, deren Ästhetik zurückzuführen auf die Substanz, mit deren Wirkung eigentlich alles geschieht. Es ist dies, wie ich meine, nicht bloße Materialverliebtheit sondern sogar eine Dematerialisierung, eine Vergeistigung des Stoffes. Und dazu paßt das Gitter, das aus kreuzenden Bahnen besteht und auch Netzcharakter offenbart. Stoff, Substanz, welche die Form kreuzender Bänder angenommen hat, ist verwandelt in ein Symbol.# (...) Da lebt etwas weiter, was am Anfang der neuen Kunst stattfand, bei Malewitsch wie bei Mondrian. Den letzteren gilt es nicht zuletzt zu erwähnen, weil er schlicht einmal festgestellt hat: Die Kultur der Einzelform ist vorbei, jetzt beginnt die Kultur der Beziehungen. Ist nicht die strengste Form der Beziehungen, wenn sich zwei kreuzen und wenn sich schließlich viele kreuzen, wenn sie ein Gitterwerk bilden? (...)##Eugen Gomringer 1997